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Einführung in die Wendekapitel des Romans

 

 

Die Wende war anders – soviel steht fest! Anders als es in den Zeitungen steht, anders als es »linientreue« (oder gar naive) Historiker berichten, anders als es die Festredner der Politik in salbungsvolle Worte fassen und anders auch als uns manch eitler Bürgerrechtler glauben machen will.

Dabei ist das Meiste dessen, was einem beschränkten Horizont entspringt, als Teilwahrheit durchaus nicht falsch. Die Tatsache aber, dass alle diese Teilwahrheiten unabhängig voneinander Anspruch auf die ganze Wahrheit erheben, stimmt bedenklich und lässt die Herausbildung eines sachbezogenen, ideologisch unbelasteten Geschichtsbildes (vorerst jedenfalls) scheitern.

Folgender Sachverhalt ist zu konstatieren: Die Wende 1989/90 bis hin zum Untergang der Sowjetunion war das Ergebnis einer jahrzehntelangen Auseinandersetzung. Zwei »Kriegsschauplätze« sind ins Auge zu fassen. Auf dem ersten äußeren Schauplatz stand das sozialistische dem kapitalistischen System in einem kalten Krieg gegenüber, während auf einem zweiten inneren Schauplatz die sozialistische Diktatur eine meist schwache, nur partiell und unkoordiniert aufflammende Opposition in Schach zu halten bemüht war. Auf dem inneren Schauplatz war die sozialistische Diktatur zu keiner Zeit ernstlich gefährdet. Der Ostblock wurde mit eiserner Faust zusammengehalten, und wer »aus der Reihe tanzte«, wurde nachhaltig diszipliniert. Auf dem äußeren Schauplatz hingegen war es nur eine Frage der Zeit, dass das sozialistische Lager dem (militärwirtschaftlichen) Leistungsdruck seines kapitalistischen Gegenspielers nicht mehr würde standhalten können. Etwa 1980 war dieser Zustand eingetreten, und fortan kam eine Entwicklung in Gang, die – vom siegreichen Westen diktiert – den Systemwechsel im Osten vorbereitet und umgesetzt hat. Erst mit dem Untergang der Sowjetunion 1991 war die Umgestaltung des Ostens gemäß den »Auflagen« des Westens abgeschlossen.

In diesen globalen Zusammenhang muss die Wende 1989/90 in der damaligen DDR und den übrigen Satellitenstaaten gestellt werden, wenn die Kausalität der turbulenten Ereignisse sachgemäß erforscht werden soll. Sofern der Rahmen der Untersuchung auf diese Weise bestimmt wird, ändert sich der Blick auf die »Friedliche Revolution« erheblich, und man entdeckt in den vielfach schwer durchschaubaren inneren Aktivitäten die »durchgreifenden« äußeren Zwänge, so dass sich Interpretationsmöglichkeiten eröffnen, die ansonsten durch den Zufall oder das Zitat eines »Wunders« ersetzt werden müssen.

Interessieren Sie sich näher für das komplizierte Geschehen? Wenn ja, seien die Wendekapitel aus meinem Buch nachdrücklich empfohlen. Sie präsentieren einen weitreichenden Dialog zwischen einem älteren
(wende-)erfahrenen Menschen und einem jugendlichen Zweifler, der die Meinung seines Gesprächspartners – wenngleich in konstruktiver Absicht – fortlaufend untergräbt. In der oft tiefschürfenden Diskussion wird die landläufige »Befreiungsgeschichte« der Wende einer weiter- und tiefergreifenden Auffassung (Physik des gesellschaftlichen Wandels) gegenübergestellt – einer Theorie, die im Weiteren an der Praxis (Abenteuerliches Ränkespiel) gemessen wird.
Bei der Auseinandersetzung mit der schwierigen Geschichte wird der kritisch-neugierige Leser durch den zweifelnden Geprächspartner im Buch bestens vertreten und er sollte sich aus didaktischen Gründen vorerst auch auf dessen Seite schlagen. Am Ende mag er sich seine eigene Meinung bilden.




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Die Physik des gesellschaftlichen Wandels

Abenteuerliches Ränkespiel

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Christian Sichler, Mai 2019