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Einführende Gedanken zum Essay

 

 

Warum eigentlich ist alles so, wie es ist? Gemeint sind die vielen Missverständnisse und offen bleibenden Fragen. War die DDR nun ein Unrechtsstaat oder nicht? Worin besteht die wirklich lebensnahe Quintessenz der Wende? Hat nicht auch die offene Gesellschaft erhebliche Schwächen? Oder sind die allein einem »finsteren Kapitalismus« anzulasten, den die Demokratie nicht zu verantworten hat?

Fragen über Fragen und jede Menge Verwirrspiel, an dessen sachlicher Aufklärung die »Protagonisten der freien Welt« nur wenig Interesse zeigen. Sie sehen vielmehr Grund zum Feiern (30 Jahre Systemwechsel im Osten!) – eine Art »Singen im dunklen Wald«, aus dem herauszufinden, sie längst aufgegeben haben. Höchste Zeit also, sich mit tauglichen Mitteln um Aufklärung der verworrenen Lage zu bemühen.

Über die sittliche Bewertung von totalitärem Staat und inhumanem Markt (der existenzbedrohende Wettbewerb samt krimineller Verlängerung) mag man streiten, völlig unstrittig aber ist die Erfahrung, dass dort, wo der totalitäre Staat auftrat, der inhumane Markt verschwand, und dort wo der demokratische Staat errichtet wurde, der inhumane Markt nicht vermieden werden konnte (Einen demokratischen Sozialismus gibt es nicht!). Und dementsprechend hat man sich die Wende im Osten vorzustellen: Der totalitäre Staat ohne die belastenden Erscheinungen des inhumanen Marktes ging über in einen demokratischen Staat, der dem inhumanen Markt geradezu die Zügel schießen ließ (Arbeitslosigkeit und Kriminalität hatten Hochkonjunktur). Die Sieger im Wettlauf der politischen Systeme, in dessen Ergebnis die Wende stattfand, »erlauben« aber nur, den Übergang vom totalitären zum demokratischen Staat zu verkünden – ein Sachverhalt, der sich mit der Lebenserfahrung der Ost-Menschen nur zur Hälfte deckt!

Die bewusste Ausblendung der vollständigen Lebenserfahrung der Ost-Menschen im öffentlichen Diskurs der Wende ist ein ernstzunehmender Grund für den noch immer mangelhaften sozialen Frieden zwischen Ost und West. – Es ist einfach zu billig, allein Freude über den »verschwundenen Unrechtsstaat« zu erwarten, ohne das »Unheil des Marktes« (das der Osten vor der Wende nur vom Hörensagen kannte) dabei mit ins Auge zu fassen. Selbstredend fehlt bei diesem schnellen Vergleich der unbedingt positive Blick auf die wiedererlangte Leistungs- und Entwicklungsfähigkeit der Gesellschaft – ein Umstand, dem im Essay gebührend Rechnung getragen wird.

Soviel als Einstieg in die komplexe Problematik. Alles Weitere muss die Neugier des Lesers im Alleingang erobern. – Viel Glück!




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Christian Sichler, Juli 2019